Im Rahmen des EPALE-Fokus „digital adult learning“ habe ich mir den Podcast „How has digitisation changed adult learning providers?“ angehört.
Um es vorwegzunehmen: Die Beteiligten (David Mallows, Markus Palmen, Simon Broek) hatten einen breiten, zukunftsgerichteten und konsruktiven Blick auf das Thema. Ich habe es genossen!
Gefallen hat mir, dass gleich am Anfang betont wurde, dass die Digitalisierung Realität ist. Sie ist hier und sie ist nicht zu stoppen. Sie kann die Erwachsenenbildung positiv beeinflussen, weil uns durch die Digitalisierung mehr Möglichkeiten offen stehen und weil Angebote attraktiver werden können. Mein Eindruck war: Es ist nicht so, dass Palmen und Broek nicht auch Probleme sehen; aber das sind für sie keine Gründe, sich nicht konstruktiv damit auseinanderzusetzen.
Sehr interessant fand ich, dass unterschieden wurde zwischen Bildungsangeboten, bei denen „nur“ die Art der Bereitstellung der Inhalte verändert ist und Angeboten bzw. digitalen Möglichkeiten, die grundsätzliche Veränderungen für Bildungsträger mit sich bringen. Angebote, bei denen sich nur die Art und Weise der „Wissenslieferung“ gewandelt hat – das „alte“ E-Learning, wenn man so will – bringen kaum Veränderungen für Bildungsträger mit sich. (Ähm, in Deutschland war für einige Bildungsträger schon das bloße Bereitstellen von Lehr-Lern-Material auf Online-Plattformen angstbesetzt.)
Große Auswirkungen auf Bildungsanbieter und Erwachsenenbildner werden von Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) erwartet. KI wird schnell reifen und kostengünstiger werden, so die Prognose von Markus Palmen. Eine große Aufgabe für Bildungsträger wird sein, diese neue Technologie zu verstehen, anzuwenden und herausfiltern zu können, was die guten KI-Bildungstools und Möglichkeiten sind.
Bildungsträger werden im Zuge der tiefgreifenden Änderungen (und KI ist da nur ein Aspekt) auch andere Angebote machen müssen. Teilnehmende müssen befähigt werden mit neuen Lernangeboten, Möglichkeiten und Tools umzugehen. Dabei geht es aber nicht darum, wie man die Tools anwendet; diese werden immer mehr verbessert, so dass die Anwendung für die Meisten unproblematisch ist. Wir brauchen also keine Computer-, Smartphone oder Tool-Kurse sondern Bildungsangebote, die Menschen zeigen, wie man mit diesen Tools und Möglichkeiten lernt. Der Unterschied war wichtig: Ein Tool anwenden zu können bedeutet nicht gleichzeitig, dass man weiß, wie man das Tool für das Lernen (und damit für die eigene Entwicklung) einsetzt. Und auch wir Erwachsenenbildner*innen müssen lernen, wie wir Technologie für Bildungszwecke einsetzen; es reicht nicht mehr wenn wir wissen, wie wir etwas anwenden.
Zudem wird sich die Erwachsenenbildung viel mehr damit befassen müssen, was die Menschen lernen wollen und / oder sollen. Welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden benötigt oder sind sinnvoll (type of skills that people need)? Illustriert wurde das am Beispiel Facebook: Auch die Fähigkeit auf Facebook zu kommunizieren ist heute eine Fähigkeit die Relevanz für Beruf und Arbeitsplatz hat. Denn viele multinationale Unternehmen nutzen Enterprise Social Networks (ESN) für die unternehmensinterne Kommunikation. Und natürlich haben Bewerber*innen Vorteile, die in solchen Netzwerken gelungen kommunizieren können. (Ich möchte anfügen: Ich kenne auch kleinere Unternehmen, die ESN sehr erfolgreich unternehmensintern einsetzen.)
Wer einen Überblick über die – oft sehr erhellenden – Podcasts von EPALE bekommen möchte schaut hier: https://epale.ec.europa.eu/en/blog/epale-podcast-series