Dieser Beitrag wurde auf zuerst EPALE veröffentlicht: https://epale.ec.europa.eu/de/blog/lebenslanges-lernen-das-ende-der-erwachsenenbildung. Dort kann man ihn in ganzer Länge lesen. Hier nur ein kurzer Auszug und inhaltlicher Überblick:
Der Bericht „Embracing a culture of lifelong learning“ des UNESCO Institute for Lifelong Learning vom August 2020 beschreibt eine zukunftsorientierte Perspektive für die Bildung. Vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen wie der Klimakrise, dem technologischen Wandel oder auch der Covid-19- Pandemie fordern zwölf internationale Experten*innen einen grundlegenden Wandel hin zu einer Kultur des lebenslangen Lernens.
Die Sichtweise auf lebenslanges Lernen ist oft verkürzt auf Befähigung und Bildung für den Arbeitsmarkt. Diese Reduzierung hat dazu geführt, dass das Lernen Erwachsener oft vom Bildungssystem und von der Bildungspolitik abgekoppelt ist. Lebenslanges Lernen sollte jedoch als grundlegendes Konzept der Bildungs- und Sozialpolitik verstanden werden. Denn, so argumentiert der Bericht, um künftig verschärften Ungleichheiten zu begegnen sind individuelle, lebenslange Lernmöglichkeiten und Gesellschaften, die sich als lernende Gesellschaften verstehen, notwendig. Erreicht werden kann dies, indem lebenslanges Lernen zum Leitprinzip der Bildung gemacht wird und eine Kultur des lebenslangen Lernens bis 2050 global, national und lokal entsteht.
Der Bericht skizziert Merkmale eines fördernden Umfelds für das lebenslange Lernen und er enthält zehn Schlüsselbotschaften, die entscheidend für die Etablierung einer Kultur des lebenslangen Lernens sind.
- Den ganzheitlichen Charakter des lebenslangen Lernens erkennen und fördern
- Transdisziplinäre Forschung und sektorübergreifende Zusammenarbeit
- Benachteiligte Gruppen in den Mittelpunkt stellen
- Lebenslanges Lernen als Gemeinwohl / als soziales Gut etablieren
- Besserer und gerechterer Zugangs zu Lerntechnologien
- Schulen und Universitäten in Einrichtungen für lebenslanges Lernen verwandeln
- Die kollektive Dimension des Lernens und lokale Initiativen für lebenslanges Lernen fördern
- Belebung des Lernens am Arbeitsplatz
- Lebenslanges Lernen als Menschenrecht anerkennen
Die Schlüsselbotschaften ermöglichen das Bildungswesen und die Organisation des Lernens zu reflektieren. Sie greifen ineinander und können nicht losgelöst voneinander gesehen werden. Es bleibt daher nicht bei dem Ruf nach besserer Finanzierung. Der Bericht fordert uns auf zu überdenken, wie wir lebenslanges Lernen bisher durchgeführt, organisiert und bewertet haben. Dieses Überdenken ist ein erster Schritt zu Schaffung der Kultur. Denn eine Kultur fällt nicht vom Himmel und wird nicht verordnet. Weitere Schritte sollen folgen und nicht für jeden Schritt sind Geld oder legislative Maßnahmen notwendig.
Wenn wir lebenslanges Lernen zum grundlegenden Konzept der Bildungs- und Sozialpolitik entwickeln möchten, dann sind das Überdenken unseres bisherigen Handelns und Kooperationen meines Erachtens der Weg dorthin. Nur so zeigen wir, was lebenslanges Lernen – und damit auch Erwachsenenbildung – ermöglicht. Und das ist eine Voraussetzung für politische Anerkennung und stabile Finanzierung.
Das Ende der Erwachsenenbildung – wie wir sie bisher kennen
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs und vielleicht ist gerade jetzt ein guter Zeitpunkt um tradierte Ansätze zu überdenken und Schritte zu unternehmen, die zu einer Kultur des lebenslangen Lernens führen können. Etabliert man dieses Kultur mit ihrem ganzheitlichen Charakter, dann wäre die Erwachsenenbildung nicht mehr so, wie sie momentan ist – sie wäre Teil einer durchlässigen, allen zugänglichen Lernkultur. Ich finde, dass ist eine sehr motivierende Vorstellung.
Der Beitrag „Lebenslanges Lernen – das Ende der Erwachsenenbildung?“ von Dörte Stahl ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (link is external). Die verlinkten Werke und das Beitragsfoto stehen unter eigenen Lizenzen. Bitte vor dem Verwenden prüfen.